Träume auf Sand Der sanfte Kampf der Malediven
Luxus satt, Strand knapp: Wer Entschleunigung auf den
Malediven sucht, sollte schleunigst buchen. Ein Besuch in einem bröckelnden Paradies.
Von Sophie Hilgenstock und Alexa v. Busse
Das Paradies heißt Malediven
Es liegt weit draußen im Indischen Ozean, zwischen Sri Lanka und den Seychellen: 1196 Inseln, 26 Atolle, 341.000 Einwohner. Champagnerfarbene Tupfer reihen sich 750 Kilometer lang wie Perlen an einer Schnur ins royalblaue Meer.
Doch das Tor zum Garten Eden ist die Hauptstadtinsel Malé.
Ankunft am Traumziel?
Nach zehn Stunden Flug kommen alle Traumurlauber von Deutschland aus hier an. Malé ähnelt allerdings der Steckplatine eines alten Computers: Das Zwei-Quadratkilometer-Eiland ist Heimat von mehr als hunderttausend Maledivern, jeder Zentimeter ist bebaut.
Ist das das Paradies?
Start in den Traumurlaub Im Flugtaxi über die Atolle
Zum Glück geht es noch ein Stück weiter. Ins nördlich gelegene Baa-Atoll, 2011 von der Unesco zum ersten Biosphärenreservat der Malediven erklärt, nehmen wir einen kleinen, knatternden Flieger. Über feudale Yachten, alte Kutter und private Inseln hinweg erreichen wir 124 Kilometer von Malé entfernt Coco Palm Dhuni Kolhu, eines der nobelsten Resorts der Malediven
Liebe auf den ersten Blick
Wer Dhuni Kolhu nicht sofort in sein Herz schließt, ist ein blinder Klotz. Ein perlweißer Sandstrand trennt die Luxusvillen vom türkisfarbenem Meer. Dazwischen wachsen Palmen. Die Postkarten lügen nicht.
Barfuß im Dschungel
Kaum angekommen, streifen wir die Schuhe ab und stecken unsere Sohlen in warmen, weichen Sand. Das zweihundert mal sechshundert Meter große Stück Land ist eine Barfuß-Insel. Durch dichtes, dunkelgrünes Buschwerk führen gefegte Pfade zu Rezeption, Restaurants und den 98 Rundbungalows für gut 200 Gäste.
Ein Raum, ein Traum
Auf Dhuni Kolhu hat jeder Gast seine eigene Villa. Ausgestattet mit einem gigantischen Himmelbett und einer exquisit bestückten Minibar lädt der klimatisierte Rundbau mit Palmendach zum Wohlfühlen ein. Durch die Fenster blickt man in grünen Urwald, durch die Wände dringen Tierstimmen und durch die Hintertür geht es zum Open-Air-Badezimmer.
Sushi im Schlemmerland
Kulinarisch
lässt der Aufenthalt im Luxusresort keine Wünsche offen. Von leckeren Lassis
bis zu scharfen Currys, von Thunfisch-Sushi bis zu Bircher-Müsli: Das Angebot
auf den Buffets und Speisekarten ist universal. Auch an Hochprozentigem mangelt es
auf den Malediveninseln nicht, selbst wenn die Bevölkerung dem Alkohol
abschwört. Den Gästen wird stets nachgeschenkt.
Einmal runderneuern
Ohne Wellness kommt man auf den Malediven nicht davon. Jedes bessere Hotel hat hier einen Spa, in dem fleißige Balinesinnen die Urlauber durchkneten und verschönern. Ob Männerpediküre, Vierhandmassage oder Gesichtstreatment – für jedes Zipperlein und jedes Körperteil findet sich eine entsprechende Behandlung. Die Chance, gegen Aufpreis runderneuert heimzukehren, ist hoch.
Zurück zur Natur
Die meiste Zeit aber zieht es den Gast nach draußen. Also zurück durch den Dschungel Richtung Ozean. Ein strahlend sauberer Strand umsäumt die Insel. Normalerweise.
Sand, überall Sand
Feiner, weißer Sand ist das Fundament der Malediven. Wir speisen hier auf Sand, liegen auf Sand, schwimmen über Sand, spielen im Sand
und tragen ihn an Kleidung und Körper mit uns herum. Alles ist auf Sand gebaut: Inseln, Häuser, Strandvergnügen, Zimmerbuchungen.
Doch die Erde wird immer wärmer, der Meeresspiegel steigt, Strömungen werden mächtiger. Sie reißen den Sand mit sich.
Paradies in Gefahr
Der Sand verkrümelt sich, der Strand ist manchmal einfach weg. Am Fuße der 700-Dollar-die-Nacht-teuren „Deluxe Villa“ stapeln sich Sandsäcke. Jeden Morgen in der Dämmerung füllen die Mitarbeiter des Hotels die Säcke heimlich wieder auf.
Keine Bange
Das Schreckensszenario, dass die Malediven womöglich eines Tages im Meer versinken, hält Hotelsprecherin Ishrath für übertrieben. „Wir gehen nicht unter“, glaubt die 25-Jährige. Aufmerksamkeit brauche das Thema dennoch. Deshalb hat das Resort Chiara Fumagalli eingestellt.
Eldorado für eine Meeresbiologin
Eldorado für eine Meeresbiologin
Die
Italienerin Chiara Fumagalli ist das grüne Gewissen der Insel. Als Marinebiologin macht sie sowohl Touristen als auch Einheimische auf die Schätze aufmerksam,
die um und auf Dhuni Kolhu leben. Neben den zuletzt bedrohlich erbleichten
Korallenriffen inmitten Millionen farbenprächtiger Fische, sind es vor allem
die majestätischen Mantarochen und üppigen Meeresschildkröten, die es auf den
Malediven aufzuspüren und zu schützen gilt.
Seit drei Jahren fotografiert und katalogisiert sie jedes
Panzertier, dem sie bei ihren Schnorchelsafaris oder Tauchgängen begegnet. Auch
die Kollegen anderer Resorts machen inzwischen mit. Fumagalli schätzt, dass es
in den Gewässern der Malediven gerade noch 3000 Karettschildkröten gibt, 26 davon leben rund um Dhuni
Kolhu. „Bis 2005 haben die Einheimischen sie gejagt und gegessen“, sagt sie.
Ein Herz für Schildkröten
Chiara Fumagalli setzt beim Schutz der Tiere vor allem auf die Gäste. Wer mit der blonden Italienerin spricht oder abtaucht, zögert nicht lange, Namenspate einer neuen Schildkröte zu werden. 50 Dollar kostete es die Urlauberin Birgit Elizabeth, Patin von HK 317 zu sein. Seither trägt das Panzertier ihren Namen. In der Hotellobby kann es jeder lesen: Eine große Tafel zeigt die Konterfeis der Unterwasser-Bekanntschaften.
Vom Feind zum Freund
Aufgrund
ihres Fleisches, ihrer Eier und ihres Schildpatts waren Schildkröten über
Jahrhunderte für die Einheimischen eine attraktive Beute. Um
sie vor dem Aussterben zu retten, wurde die Jagd auf den Malediven Ende der
Neunzigerjahre verboten. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bis sich alle
Fischer daran hielten.
Heute
erfahren die schwimmenden Ikonen von vielen Einheimischen große Wertschätzung.
Legt die Karettschildkröte im Dezember ihre Eier an den Strand, gehören die
Inselbewohner zu den ersten, die das Nest durch Zäune schützen.
Chiaras sanfter KampfWas die Meeresbiologin ihren Gästen noch erklärt
Große Nummern
Auch die Rochen werden auf den Malediven durchnummeriert. „Namen wie die Schildkröten bekommen sie aber nicht“, erklärt Meeresbiologin Fumagalli. Als Nicht-Taucher bekommt man die berühmten Mantas ohnehin seltener zu Gesicht. Manchmal ist uns das Glück allerdings hold.
Kurzes Vergnügen
Vom Boot aus erspähen wir einen der 5000 Mantarochen, die durch die maledivischen Gewässer gleiten. Eben wollen wir hinterher springen, da hat sich der platte Riese bereits verkrümelt. Ganz wie der Sand.
Inspiriert?
Wenn du selbst Urlaub auf Coco Palm Dhuni Kolhu oder den Malediven machen willst, kommen hier noch ein paar Infos, die du brauchen könntest.
Unsere Recherchen erfolgten auf Einladung von Coco Palm Dhuni Kolhu, Coco Collection und Windrose Finest Travel.
Reiseservice So kommst du nach Dhuni Kolhu
Anreise:
Lufthansa und Condor fliegen zwei bis drei Mal pro Woche von Frankfurt direkt
nach Malé. Die günstigsten Tickets liegen bei 350 Euro. Emirates fliegt fast
täglich von Hamburg, Düsseldorf, München oder Frankfurt mit Zwischenstopp in
Dubai nach Malé. Tickets gibt es ab 455 Euro. Die Flugzeit beträgt etwa zehn Stunden. Vom Flughafen zum Inselresort geht
es per Wasserflugzeug oder Schnellboot.
Visum: Für die
Einreise auf die Malediven benötigt man einen Reisepass, der noch mindestens sechs
Monate gültig ist. Jeder Besucher erhält bei Ankunft ein kostenloses
30-Tage-Visum.
Reisezeit: Am
allerschönsten sind die Malediven von Oktober bis März. In der Nebensaison muss
man mit kurzen, aber heftigen Schauern rechnen. Doch selbst in der Regenzeit
gibt es auf den Malediven Sonne satt – am längsten scheint sie im Norden des
Archipels.
Unterkunft: In
den meisten Zwei-Personen-Villen auf Coco Palm Dhuni Kolhu kostet in der
Hauptsaison eine Nacht inklusive Frühstück rund 600 Euro. Für Vollpension zahlt
jede Person täglich etwa 115 Euro mehr. Die 14 Wasserbungalows hingegen kosten von
November bis März pro Nacht mit Frühstück je nach Lage zwischen 940 und 1250
Euro. Grundsätzlich variieren die Unterbringungspreise von Insel zu Insel, von
Resort zu Resort. Ob exquisites Luxushotel oder schicker Ferienclub, ob lässige
Taucherinsel oder günstiges Gästehaus – auf den Malediven gibt es Unterkünfte
für jeden Geschmack und (fast) jeden Geldbeutel. Weitere Informationen unter www.visitmaldives.com
Währung: Die
maledivische Währung heißt Ruffiya. Wer auf einer Touristeninsel eincheckt,
wird sie jedoch selten in die Hand bekommen: Hier sind US-Dollar und
Kreditkarten die gängigen Zahlungsmittel.
Sprache: Die
Einheimischen sprechen Dhivehi. Das Englische ist als zweite Amtssprache aber weit
verbreitet. Kommunikationsschwierigkeiten sind auf den Touristeninseln nicht zu
befürchten.
Allgemeines: Die
Republik der Malediven erstreckt sich im Indischen Ozean. 220 der insgesamt
1196 Inseln sind bewohnt. Die Bevölkerungszahl liegt bei 341.000. Die
Staatsreligion ist der Islam. Bis 1965 waren die Malediven eine britische
Kolonie, woran unter anderem der Linksverkehr erinnert.
Urlaubstipps10 Dinge, die du auf den Malediven unternehmen musst
Souvenirs Was du von den Malediven mitbringen kannst
Aus deinem Urlaub mitnehmen solltest du auf jeden Fall:
- Absolute Entspannung
- Goldene Sommerbräune
- Ausgelesene Bücher
- Zertifikat über einen Tauchschein
- Patenschaft für eine Meeresschildkröte
- Handgefertigte Palmenholzdosen
Und auf keinen Fall solltest du mitnehmen:
- Korallenketten
- Schildkrötenpanzer
- Haifischzähne
- Kaurimuscheln
Tauchen oder schnorcheln
Wer seinen Kopf auf den
Malediven nicht unter Wasser hält, ist selber schuld. Neugierigen
Meeresschildkröten, eleganten Mantarochen oder faszinierenden Korallenriffen
kommst du selten so nah wie hier.
Barfuß laufen
Schuhe sind auf einer
Malediveninsel überflüssig. Alles ist hier auf samtweichen Sand gebaut – und
auf dem zu laufen, ist für die Füße ein Fest.
Barbecue am Strand buchen
Thunfisch, Hummer oder Krebse vom Grill: Wer will, kann in den Luxusresorts wie im Schlaraffenland speisen. Ein Barbecue am Strand ist nicht nur kulinarisch, sondern auch atmosphärisch ein Erlebnis.
Delfinsafari unternehmen
Manchmal sieht man sie
schon vom Strand aus, noch besser allerdings vom Boot: Delfine. Frühaufsteher
haben die besten Chancen, ganze Schwärme und ihre Kunststücke zu
beobachten.
Aus einer Kokosnuss trinken
Wenn es ein Nationalgetränk auf den Malediven gibt, dann ist es Kokoswasser – schließlich wachsen hier Palmen noch und nöcher. Einmal an einer Bar eine Kokosnuss zu bestellen, ist ein absolutes Must-do.
Massagen buchen
Für alle, die auf
Express-Relaxen aus sind, empfiehlt sich ein Besuch im Spa. Dort wird träger
Haut und steifen Muskeln wieder Leben eingehaucht. Ein unvergessliches
Erlebnis: die Vierhandmassage.
Auf einer einsamen Insel übernachten
Einmal wie Robinson Crusoe
leben – auf den Malediven geht nichts leichter als das. Viele Resorts
organisieren Aufenthalte auf einsamen, aber luxuriös ausgestatteten Inseln.
Besonders begehrt sind sie bei Honeymoonern.
Sonnenuntergang festhalten
Kitschiger geht´s kaum: Die
Sonnenauf- und Sonnenuntergänge auf den Malediven sind fast zu schön, um wahr
zu sein. Daher gilt: Im Bild festhalten und mit nach Hause nehmen.
Eine Einheimischeninsel besuchen
Wer die wahren Malediven
kennenlernen will, sollte zu einer Einheimischeninsel fahren. Das
Kontrastprogramm zum Luxusurlaub ist extrem, die Erlebnisse dort sind aber umso
beeindruckender.
Speedboot fahren
Zugegeben, Action gibt es auf den Malediven wenig. Wer trotzdem einen Adrenalinkick sucht, sollte sich bei Wellengang in ein Speedboot begeben. Springend, fliegend und triefend nass erreichst du dein Ziel.
Die Malediven unter Wasser Kennst du die Big Five?
Eine zufällige Begegnung soll 1972 dafür gesorgt haben, dass die Malediven touristisch erschlossen wurden. Doch es war wohl kein Zufall, dass der italienische Reiseunternehmer Giorgio Corbin, der die ersten Hütten auf der Insel Baros baute, begeisterter Sporttaucher war. Die Malediven waren sein persönlicher Unterwassertraum.
Für Millionen, die nach ihm kamen, sind sie das bis heute – denn hier sind die "Big Five der Meere" zu Hause. Wer Kayak fährt, stehpaddelt, segelt, surft oder schnorchelt, kann sie entdecken. Aber am besten trifft man sie als Taucher.
Ein riesiges Aquarium
Abgesehen von den Big Five stehen und gleiten Hunderte weitere Fisch-, Korallen-, Schwamm- und Schneckenarten in den meist klaren Gewässern der Malediven. Wer hier abtaucht, findet sich in einem überdimensionalen, farbenfrohen Aquarium wieder. Hier grüßt ein Titan-Drückerfisch.
Rochen
Zu den Big Five gehört der Mantarochen, die grösste aller Rochenarten. Die Flossenspannweite kann bis zu sechs Meter betragen. Die zu beiden Seiten des Maules herunterhängenden Kopfflossen brachten ihm die Namen "Teufelsrochen" und "Meeresteufel" ein, weil sie wie Hörner aussehen.
Außerdem sind auf den Malediven häufig Adler- und Stachelrochen zu sehen. Seltener begegnet man einem Gitarrenrochen, der aussieht wie eine Kreuzung zwischen Rochen und Hai.
Haie
Haie begegnen praktisch jedem Malediven-Urlauber, auch den Nicht-Tauchern. Im vom Tag aufgeheizten Ufergewässer planschen Babyhaie, hauptsächlich Schwarzspitzen-Riffhaie. Sie sind extrem scheu und bleiben mit bis zu 1,80 Meter Länge eher klein. Ihr Erkennungszeichen ist die schwarze Spitze der Rückenflosse.
Weitere häufige Arten sind der Weißspitzen-Riffhai, der Ammenhai (der den ganzen Tag verschläft) und der Graue Riffhai. Unter Tauchern heiß begehrt ist hingegen die Begegnung mit dem größten und ungefährlichsten Hai überhaupt, dem Walhai. Er ernährt sich von Plankton und Kleinfisch.
Walhaie und Wale
Dem friedliebenden Walhai kannst du auch als Schnorchler ganz nah kommen. Die einen sagen, die beste Zeit dafür sei Mai bis November, die anderen treffen sie im Dezember.
Sehr viel seltener sind da Begegnungen mit Walen. Denn sie mögen es eigentlich kühler – die Wassertemperatur um die Malediven beträgt fast immer 27 Grad. Doch wer Glück hat, sieht Pott- und Blauwale oder neuerdings sogar Orcas.
Delfine
Man muss keine "Whale Watching Tour" buchen, um auf den Malediven Delfinen zu begegnen. Bei fast jeder Schnorchelausfahrt begleiten sie das Boot. Auf Dhuni Kolhu sieht man sie auch oft vom Strand aus, da das Hausriff strömungsgünstig liegt und sie zum Jagen nah an den Strand schwimmen.
Zu den häufigsten Arten auf den Malediven gehören die Spinnerdelfine, der Große Tümmler, Flecken- und Streifendelfine.
Schildkröten
Der Schutz der Meeresschildkröten hat auf den Malediven inzwischen einen hohen Stellenwert. Zu den Arten, denen man als Malediven-Urlauber häufiger begegnet, gehört die Echte Karettschildkröte, die knapp einen Meter lang und fast 75 Kilogramm schwer werden kann.
Mehr als hundert Eier verbuddelt sie am Strand. Trotzdem ist sie, ebenso wie die hier lebende Suppenschildkröte, vom Aussterben bedroht. Seit 1997 ist die Jagd auf den Malediven immerhin verboten.
Nachhaltigkeit im Luxusresort Wie Dhuni Kolhu sich beschützt
Nachhaltigkeit im Luxusresort Wie Dhuni Kolhu sich beschützt
Auf Dhuni Kolhu wird nicht nur der Luxus groß geschrieben, sondern auch der Umweltschutz. Jedes Duschgel, Shampoo und Massageöl der Insel basiert auf Kokosnuss, ist komplett abbaubar und wird in die für Coco Palm hergestellte Fläschchen nachgefüllt. Das spart enorme Mengen an Plastikmüll.
Im Inselninnern liegt eine Wasseraufbereitungsanlage, die Gäste und Bewohner mit Frisch- und Trinkwasser versorgt. Selbstverständlich werden auch Abwasser und Müll nicht mehr ins Meer gekippt, sondern auf die dafür vorgesehenen Abbauanlagen.
Die Mitarbeiter lernen in regelmäßigen Trainings, wie sie Strom und Wasser sparen und dieses Wissen an Freunde und Gäste weitergeben können. Und auch sie hören Chiara zu, um etwas über ihr Ökosystem und die sensible Natur zu erfahren.
Das Leben auf den Malediven Die Schattenseite des Paradies
Bei flirrenden 30 Grad in Malé angekommen, geht die Reise für die meisten Urlauber direkt weiter. Die Kriminalität in der Hauptstadt sei hoch, warnt das Auswärtige Amt. Touristen sollten besser nicht hier bleiben, meinen auch die Reiseveranstalter.
Sonnenschein und ein paar Palmen machen noch keine Oase. Schon gar nicht für die Bevölkerung der Malediven, die zu den ärmsten der Welt zählt. Ein Drittel lebt von gerade mal einem Dollar am Tag. Die Kluft zu den Luxusunterkünften der Touristen könnte kaum größer sein.
Zwischen Putsch und Korruption Wie Amal Clooney einen Volksheld befreite
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Er ist der „Mandela der Malediven“: Mohamed Nasheed war von
2008 bis 2012 der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven. Bis vor
Kurzem allerdings saß Anni, wie ihn seine Landsleute nennen, auf der
Gefängnisinsel Dhoonidhoo hinter Gittern. Nasheed verdankt es Amal Clooney, der
Ehefrau von Hollywoodstar George Clooney, dass er Mitte Januar für eine
Rückenoperation nach London fliegen durfte.
Die britische
Menschenrechtsanwältin, die seit Monaten an der Spitze eines internationalen
Juristenteams um die Freilassung des prominenten Häftlings kämpft, konnte damit
zumindest einen Teilerfolg verbuchen – im Ausland war man sich lange einig,
dass es bei der Verurteilung des Ex-Präsidenten nicht mit rechten Dingen
zuging.
Als Nasheed im Februar 2015 festgenommen wurde, war es bei
weitem nicht das erste Mal, dass er sich in Handschellen wiederfand.
Schon in
den Neunzigern war er 13-mal inhaftiert, meist unter fadenscheinigen Gründen. Bis
heute verbrachte er fünf Jahre seines Lebens in Haft. Nasheed, der in
Großbritannien sein Abitur gemacht und anschließend Meereskunde studiert hatte,
arbeitete nach seiner Rückkehr in die Heimat als Journalist. Mit der Gründung
der ersten demokratischen Partei der Malediven (MDP) im Jahr 2005 machte er
sich endgültig zum Regimegegner. Den jungen Maledivern aber sprach Nasheed aus
dem Herzen: Mit Forderungen nach mehr Investitionen, weniger Korruption,
besserer Gesundheitsversorgung und Annäherungen an den Westen gewann der
Oppositionspolitiker im November 2008 überraschend die Präsidentschaftswahlen
und trieb den Autokraten Maumoon Abdul Gayoom nach dreißig Jahren aus der
Regierung.
Der Weltöffentlichkeit bekannt wurde Nasheed spätestens 2009,
als er mit Taucherflossen und Sauerstoffflasche bewaffnet auf dem Meeresgrund zur
Kabinettssitzung lud, um auf den steigenden Meeresspiegel und die zunehmende
Gefährdung seines Landes aufmerksam zu machen. 2012 jedoch endete Nasheeds
Regierungszeit abrupt: Korruption, Terror, Anti-Islamisierung – seine Gegner nannten
viele Gründe, ihn aus dem Amt zu putschen. Nasheed wurde zum Rücktritt
gezwungen und stand fortan unter Hausarrest, bis man ihn 2015 zu 13 Jahren Haft
verurteilte.
Ob Nasheed jemals auf die Malediven zurückkehren wird, um
auf Dhoonidhoo die restlichen zwölf Jahre seiner Strafe abzusitzen, ist äußerst
unwahrscheinlich – selbst wenn die Regierung sich damit brüstet, dass sein
Bruder Ibrahim für ihn bürgt. In der jungen Generation herrscht die traurige
Gewissheit: Anni kommt nicht wieder. Unter seinem Nachfolger Abdullah Yameen,
dem Halbbruder des früheren Diktators Gayoom, ist auf den Malediven von
Demokratie nicht mehr viel zu spüren. Die Opposition wird unterdrückt, die
Pressefreiheit ist eingeschränkt und die Haftanstalt mit politischen Gefangenen
gefüllt. Gleichzeitig macht die islamische Inselrepublik als Terroristenheimat
von sich Reden: Mehr als 200 Malediver sollen in jüngster Zeit nach Syrien und
in den Irak gezogen sein und sich dort dem „Islamischen Staat“ (IS)
angeschlossen haben. Verglichen mit der Einwohnerzahl von 350.000 hat die
Terrororganisation nirgendwo sonst so viele Anhänger wie im Urlaubsparadies
Malediven.
Die militanten Islamisten rekrutieren sich aus kriminellen
Gangs in der Hauptstadt Malé. In Koranschulen und Moscheen werben radikale
Prediger sie für den Dschihad an. Präsident Yameen lässt die Fundamentalisten
gewähren. Mehrfach durften Hunderte Islamisten mit IS-Fahnen durch Malé
marschieren und lautstark die „Demokratie zur Hölle“ wünschen. Eine geplante
Demonstration der Oppositionspartei MDP im November 2015 hingegen verhinderte
Yameen, indem er im letzten Augenblick einen 30-tägigen Ausnahmezustand über
die Malediven erklärte. Auf den Touristeninseln allerdings ist die politische
Instabilität des Landes gefühltermaßen weit weg.
Ein eigener Kosmos
Abseits der Hauptstadt Malé, auf den kleineren Inseln innerhalb der Atolle, geht es deutlich friedlicher zu. Thulhaadhoo im Norden der Malediven zählt zu den größeren der 220 sogenannten Einheimischeninseln. Hier leben 3500 Menschen auf einer Fläche knapp doppelt so groß wie Dhuni Kolhu. Die Straßen sind aus Sand, die Hauswände bunt und die Frauen verschleiert.
Männer sind Mangelware
Es gibt eine Moschee, ein Krankenhaus, eine Schule, ein paar kleine Läden und neuerdings ein Gästehaus. Kinder strampeln auf Fahrrädern durch den Ort, Männer hingegen sieht man kaum. Ein Großteil von ihnen arbeitet im Tourismus.
Frühmorgens und spätabends pendeln Boote zwischen Thulhaadhoo und den Hotels hin und her. Viele Männer sind allerdings gezwungen, in den Mitarbeiterhäusern der Resorts zu wohnen – sie sehen ihre Familien nur alle paar Wochen.
Übrigens: Ein maledivischer Mann kann bis zu vier Frauen haben. Die Scheidungsrate im Inselstaat gilt gleichzeitig als eine der höchsten der Welt.
Thunfisch satt
Neben dem Tourismus ist der Fischfang eine der wichtigsten Einnahmequellen der Malediver. Etwa 20 Prozent der Einheimischen sind in diesem Wirtschaftszweig tätig. Gefischt werden zu 90 Prozent Thunfisch und Bonito – und zwar mit einer Angelschnur, nicht mit Netzen. Die Fischer sind dafür mehrere Tage, manchmal Wochen auf dem Meer.
Eine Hochseeflotte haben die Malediver nicht. Größere Fischereischiffe stammen meist aus dem Ausland und haben eine Fanglizenz von der Regierung erkauft.
Das Meer und der Müll
Eines der schwierigsten Themen für die Malediven ist die Abfallentsorgung. Unweit von Malé, auf der Insel Thilafushi, wird er gestapelt und teilweise verbrannt.
Etliche Reste werden aber dennoch regelmäßig im Meer verklappt und bedrohen die Unterwasserwelt. Vor allem auf den mehr als 200 Einheimischeninseln spielt Umweltschutz kaum eine Rolle. Abwässer fließen ins Meer, Plastiktüten ersticken die Tiere, an den Stränden stapelt sich Schrott.
Insel der Schande
Immerhin muss heutzutage jede Touristeninsel eine eigene Abfallverbrennung, Meerwasserentsalzungsanlage und Klärgrube betreiben. Trotzdem kommen auf der Müllinsel Thilafushi etwa 400 Tonnen Unrat an – täglich.
Die amerikanische Surferin Alison Teal machte 2014 mit schockierenden Bildern darauf aufmerksam.