#Vanlife: der Traum der absoluten Freiheit
von Leo Bartsch
Los geht’s! Immer Richtung Meer
Hallo Abenteuer!
Frühstück am Strand? Check. Wandern an der Steilküste? Check. Mittagsschlaf in der Hängematte? Check. Surfen beim Sonnenuntergang? Check. Abendessen unterm Sternenhimmel? Check. Zufrieden einschlafen? Check!
#HomeIsWhereYouParkIt
Pippi Langstrumpf wäre neidisch.
„Man braucht nur so viel, wie in den Bulli passt.“
Was genau ist eigentlich „Vanlife“? Der Trend ist aus den USA nach Europa geschwappt und hat viel mit Entschleunigung und bewusstem Leben zu tun.
Eat, Sleep, Surf, RepeatAlltag „to go“
Arbeiten mit MeerblickMein Büro auf Rädern
Hallo Nachbar!Die Vanlife-Gemeinschaft ist groß
Zum Beispiel mit Annika, die beschloss, ausschließlich Dinge zu tun, die sie glücklich machen und nun als mobile Yogalehrerin unterwegs ist. Oder mit Lucas, dessen Traum es ist, möglichst nachhaltige und individuelle Campingbusse zu bauen und der mein Reise-Gefährte wird. Oder mit Javier, der seinen gutbezahlten Managerjob aufgab, um sich eigenhändig einen Transporter auszubauen.
Auch wenn das verrückt klingt: Zwischendurch habe ich das Gefühl, wir alle sind Pioniere eines Lebensmodells, das Potential für Großes hat.
Hinter dem Hashtag Die Realität sieht manchmal anders aus
Hinter dem Hashtag Die Realität sieht manchmal anders aus
Man steht nicht immer mit der Heckklappe zum Meer, hat direkten Strandzugang und schaut sich aus dem Bett den Sonnenuntergang an.
Jeder, der behauptet, in einem Campingbus zu leben sei immer leicht und unbeschwert, verdrängt die Momente, in denen es einem vorkommt wie eine nie enden wollende Odyssee.
Denn: Oft verbringt man Tage nur damit, einzuräumen, auszuräumen, aufzubauen, abzubauen, frisches Wasser zu suchen, um den Tank aufzufüllen, oder einen Supermarkt und natürlich einen geeigneten Stellplatz. Wenn man keinen findet (ja genau, so einen, den man dann auf Instagram postet), verbringt man schon mal eine unruhige Nacht auf einem betonierten Parkplatz direkt an der Straße (diese Plätze sieht man online dann eher selten).
Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass das Wildcampen streng genommen in den meisten europäischen Ländern verboten ist und allerhöchstens geduldet wird. Es ist daher keine Seltenheit, dass nachts die Polizei an die Bustür klopft und einen weiterschickt.
Und dann gibt es da noch dieses eine sehr sensible Thema: Körperhygiene. Wenn man sich, so wie ich, dafür entscheidet, wild zu stehen, heißt das gleichzeitig, dass man teils tagelang keine Dusche hat und wenn, dann ist es eine kalte Stranddusche, oder das Bad im Meer muss reichen.
Haare waschen? Fehlanzeige. Wenn man großes Glück hat,
gibt es Strandtoiletten oder Dixie-Klos, sonst macht man sich mit dem Klappspaten auf die Suche nach einem stillen Örtchen.
Wäsche wird mit der Hand gewaschen oder bei (eher seltener) Gelegenheit im Waschsalon. Und wie ungemütlich es in so einem Campingbus bei schlechtem Wetter wird, muss ich vermutlich gar nicht erst erklären...
Luxus und Komfort sind definitiv Fremdwörter im Vanlife-Vokabular. Hinter der Fassade versteckt sich eine Menge Verzicht und Hingabe.
Der Hashtag #Vanlife und seine Verbreitung im Netz tragen definitiv zu einer enormen Romantisierung dieser Lebensweise bei, die sicherlich nicht für jeden das Richtige ist.
Man muss das schon unbedingt wollen, um es auch mit allen Facetten genießen zu können.
„Über die anstrengende Seite spricht niemand.“
Genauso wie Unbeschwertheit und Abenteuerlust gehören auch Herausforderungen und schlechte Tage zum Alltag im Van.
Reise mit Hindernissen
Eigentlich findet sich immer irgendeine Lösung: Das Loch in meinem Auspuff wird provisorisch von meinem Kumpel, der zufällig Schlosser ist, repariert, dafür zieht er kurzfristig mit in meinen Bus, als ihm die Feder bricht. Vanlife schweißt zusammen und man hilft sich, wo man kann.
Vom ewigen Suchen & ständigen Ankommen
Die schönsten Orte......liegen am Ende der schlechtesten Straßen
Hier in Portugal, auf einer einsamen Klippe, wo die Sonne am Abend gefühlt nur für mich untergeht, es Sternschnuppen regnet und ich mit Meeresrauschen im Ohr einschlafe, weiß ich, dass es sie gibt – die Freiheit. Vielleicht nicht immer, aber immer wieder.
Damit wir alle solche Momente erleben können: Einfach nichts hinterlassen, außer Reifenspuren
Damit wir alle solche Momente erleben können: Einfach nichts hinterlassen, außer Reifenspuren
Vanlife & Nachhaltigkeit: Passt das zusammen?
Der Hippie in mir glaubt zwar an eine Welt jenseits von Grenzen und Nationen und daran, dass jeder Ort jedem gehört und somit auch jeder das Recht hat, überall zu wohnen. Die Natur mit Respekt zu behandeln, ist dabei eine Selbstverständlichkeit für mich.
Wenn allerdings immer mehr Leute so reisen oder leben wollen, ist irgendwann nicht mehr genug Platz und Anwohner beschweren sich über Lärm, Müll und überfüllte Parkplätze.
Umso wichtiger ist es, dass das Thema Nachhaltigkeit Einzug in die Bullis hält und wir achtsam und umsichtig mit den Orten umgehen, an denen wir stehen.
Das heißt zum Beispiel, dass wir, wenn wir schon recht unökologisch im Auto reisen, zumindest versuchen, bei Gelegenheit Mitfahrer mitzunehmen und Fahrgemeinschaften zu bilden.
Es heißt, keine Chemikalien zu nutzen, sondern biologisch abbaubares Spülmittel und Shampoo, oder das Abwasser an dafür vorgesehenen Stellen zu entleeren.
Es heißt auch, sein Klopapier nicht einfach im Wald rumfliegen zu lassen und seinen Müll wie gewohnt mitzunehmen, wenn möglich zu trennen, zu entsorgen und sich im Allgemeinen so angemessen zu verhalten, dass es niemanden stört.
Eben genau so, wie im eigenen Zuhause – dann wird Wildcampen und das Leben an den schönsten Orten Europas hoffentlich auch noch in vielen Jahren geduldet sein.
Mein Wunsch ist es, dass wir „Vanlifer“ nichts anderes hinterlassen – außer unsere Reifenspuren.
Umdrehen muss jederWohin geht die Reise nach dem Sommer?
Doch natürlich hinterlasse nicht nur ich Spuren im Sand, sondern auch andersherum hinterlässt eine Reise auch immer Spuren in mir. Und dann stellt sich die große Frage: WOHIN? Richtung Deutschland, das ist schon klar. Aber das „nach Hause kommen“ fühlt sich irgendwie anders an, wenn man doch ein paar Wochen sein Zuhause auf Rädern immer dabei hatte.
Zuhause auf Rädern – geht das auf Dauer?Lebensentwurf #Vanlife
Für mich steht fest: Den Traum von der absoluten Freiheit möchte ich so oft und so lange wie möglich weiter träumen. Vanlife, das ist mehr als eine Art der Fortbewegung. Es ist eine ganze Bewegung und ich bin nur ein kleiner Teil davon.
The road never ends......but the story does.
Leonore Bartsch
MUSIK
September Sun
Text & Komposition:
Leonore Bartsch, Bernhard Selbach
http://www.bernhardselbach.com