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Camping-Roadtrip: Going Wild in Schottland

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Für Wildcamper ist Schottland eine der attraktivsten Destinationen Europas – dank einer Reform, die 2003 von der Regierung beschlossen und in eine stattliche Zahl von Regeln übersetzt wurde. Doch neben diesen sollte man natürlich auch die schönsten Spots zum Wildcampen kennen – und die düstere Vergangenheit der schottischen Gastfreundlichkeit. Ein Roadtrip durch „Wild Wild West“ und Regel-Dschungel.

von Maria Menzel
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Schottland ist ein Paradies für Naturliebhaber und Outdoorfans – nicht nur, weil es strotzt vor saftigem Grün, wirschem Grau, vor Wild- und vor Schönheit. Das Land gilt als eines der liberalsten Europas in Sachen Wildcamping.

Grund dafür ist das Gastrecht, eine alte und den Schotten bis heute heilige Highland-Tradition. Zu Zeiten der Clans verpflichtete es die Menschen dazu, Reisenden anderer Clans bei Bedarf für einen begrenzten Zeitraum Gastfreundschaft und Unterkunft zu gewähren – selbst dem ärgsten Feind.
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Das Massaker von Glencoe

Doch die schottische Gastfreundschaft kennt auch ein dunkles Kapitel – eines, das bis heute als Schandfleck in der saftig-grünen Bilderbuchkulisse gilt. Wir schreiben das Jahr 1692...

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Mittlerweile ist das Gastrecht in Schottland keine Tradition mehr – sondern Gesetz. 2003 verabschiedete das Parlament auf Empfehlung der nationalen Naturschutzbehörde „Scottish Natural Heritage“ den „Land Reform (Scotland) Act“.

Dieser gewährt jedermann zu jeder Zeit den Zutritt zu den meisten Land- und Wasserflächen des Landes – unter bestimmten Bedingungen und mit Ausnahmen, die im „Scottish Outdoor Access Code“ festgeschrieben sind, einem knapp 140 Seiten starken Regelwerk – die schottische Wildcamping-Bibel sozusagen.
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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schottland als Camper zu bereisen – mit dem eigenen Auto oder Campervan oder auch mit öffentlichen Bussen.

Wer tief in die Natur eintauchen und Wege wie den West Highland Way bewandern möchte, ist mit letzterem und einem Zelt gut beraten – weil man immer ein bisschen näher herankommt ans Ufer eines Lochs, eine Sees; weil man immer ein bisschen weiter weg kommt von öffentlichen Wegen. Aber eben nur ein bisschen. Denn der „Scottish Outdoor Access Code“ erlegt Zelt- und Autocampern zum Großteil die gleichen Verhaltensregeln auf.

Ob mit Zelt oder ohne: Wer in die entlegeneren Winkel des Landes wie den hohen Norden reisen möchte, ist in jedem Falle gut beraten, einen Mietwagen oder das eigene Auto zu nehmen.
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Mit knapp 20.000 Kilowatt gen Norden

Sieben mal wöchentlich bringen die DFDS-Fähre „King Seeways“ und ihr Schwesterschiff bis zu 1.700 Passagiere über Nacht von Amsterdam ins englische Newcastle eine Autostunde südlich der schottischen Grenze. Kapitän Flemming Langballe stellt Schiff, Crew und das Herz der „King Seeways“ vor: den Maschinenraum.

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„Deine Rechte und Pflichten“ heißt es im Untertitel des „Scottish Outdoor Access Code“, der im Zuge des „Land Reform (Scotland) Act“ veröffentlicht wurde. Auf knapp 140 Seiten beschreibt das Regelwerk für Wildcamper die Bedingungen unter denen Reisende das schottische Gastrecht ausüben können – ebenso wie die Pflichten der Landbesitzer.

Die drei Grundprinzipien des Codes: Respekt vor den Interessen anderer, Fürsorge gegenüber der Natur und die Verantwortung für das eigene Handeln.

Konkret legt der Code fest, an welchen Orten man sich zu welchen Zwecken bewegen und aufhalten darf – und wo nicht. Dennoch gilt: Wer sich nicht code-konform verhält, macht sich nicht automatisch strafbar. Denn oft ist die Grenze zwischen dem, was erlaubt ist und was nicht, nicht ganz eindeutig.

Zwar listet der Code auch konkrete strafrechtlich relevante Vergehen, diese beziehen sich aber auf bestehende Gesetze und nicht auf die im Code selbst festgeschriebenen Regeln. Sieht eine Partei ihre dort festgelegten Rechte verletzt, muss ein Sheriff angerufen werden. Dieser entscheidet im Streitfall, ob ein Camper oder Landbesitzer sich regelwidrig verhalten hat oder nicht.
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» Grundsätzlich gilt: Jeder (!) kann das im „Land Reform (Scotland) Act“ festgeschriebene Zugangsrecht ausüben – sofern er es verantwortlich tut.

» Das Zugangsrecht bezieht sich auf die meisten schottischen Land- und Wassergebiete. Dazu gehören: Berge, Moorgebiete, Wälder, Wiesen, die Randbereiche bestellter Felder, Wege, Flüsse und Seen, Küstengebiete sowie die meisten Parks und offenes Land.

» Das Zugangsrecht gilt NICHT für: Häuser und Gärten, bestellte Felder, Schulgelände, Sportplätze, sofern der Zutritt das Ausüben der Sportart behindern würde, Erholungsanlagen, Golfplätze, Flughäfen, Bahnhöfe, Militärstützpunkte, Baustellen und Sehenswürdigkeiten oder andere Gelände, für die Eintrittsgeld verlangt wird.

» Das Zugangsrecht gilt zum Zweck der Erholung (Wildcamping, Zeitvertreib, Familienausflug, Reiten etc.), zu Bildungs- und ausgewählten geschäftlichen Zwecke und für das Passieren.

» Das Zugangsrecht gilt NICHT: um ein Vergehen zu begehen, zum Jagen, Schießen und Fischen,
mit motorisierten Fahrzeugen, für Hundeführer, die ihren Hund nicht unter Kontrolle haben, und um Dinge für den kommerziellen Gebrauch zu entwenden.
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Zu Privathäusern und Gärten...

...sollte sensibel Distanz gehalten werden. Auch sollten Camper ihr Zelt nicht auf Erhöhungen aufschlagen, von denen aus ein privates Grundstück einsehbar ist – die Bewohner könnten sich beobachtet fühlen.

Das stille Örtchen...

...muss mindestens 30 Meter von offenen Gewässern und vom eigenen Schlafplatz entfernt gewählt werden.

Während Camper ihr Zelt...

...überall auf den genannten Flächen aufschlagen dürfen, dürfen Autos maximal 14 Meter von einer Straße oder einem Weg entfernt geparkt werden – also auch Camper-Vans.

Wo Wege...

...vorhanden sind, sollten diese auch genutzt werden.

Müll jeglicher Art...

...muss man mitnehmen und fachgerecht entsorgen – kleines Outdoor-Einmaleins ;). Wer Müll an offenen Plätzen liegen lässt, muss mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.

Auch auf Wiesen und nicht-bestellten Feldern...

...darf gecampt werden – selbst wenn diese mit einem Gatter verschlossen sind. Die einzige Regel: Sicherstellen, dass man das Tor oder den Zaun beim Überklettern nicht beschädigt. Dass man ein Gatter nicht zuparkt, versteht sich von selbst.

Pflanzen und Bäume...

...dürfen beim Campen nicht beschädigt oder zerstört werden. Pflanzen auszugraben oder zu entfernen gilt sogar als Gesetzverstoß und kann direkt geahndet werden.

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Spezielle Vorsicht gilt in Sachen Lagerfeuer. Der „Scottish Outdoor Access Code“ schreibt vor: Wo ein Ofen oder eine Lagerfeuerstelle vorhanden ist, muss diese(r) für das Feuermachen auch genutzt werden.

Wer an anderer Stelle ein offenes Feuer machen möchte, sollte dieses in jedem Falle klein und unter Kontrolle halten und die Rückstände vor dem Verlassen des Lagerplatzes entfernen.

Grundsätzlich verboten sind offene Feuer während längerer Trockenperioden, auf Torfböden, in Wäldern, auf Ackerland, in der Nähe von Gebäuden und auf Kulturerbeanlagen.
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Wofür kann man gesetzlich belangt werden?

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Nicht explizit Teil des „Scottish Outdoor Access Code“, in selbigem aber aufgeführt, sind Vergehen, die in anderen Gesetzen wie beispielsweise dem „Criminal Justice and Public Order Act“ festgeschrieben sind und direkt als Gesetzverstoß geahndet werden können.

Neben Vandalismus gehören dazu zum Beispiel das Ausbuddeln oder Zerstören von Pflanzen, unerlaubtes Off-Road-Fahren, Wilderei, das Legen von unkontrollierbarem Feuer und das Verschmutzen von Wasser.
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Sandwood Bay Beach, Sutherland

Sandwood Bay Beach ist einer der wildesten und schönsten Strände des Landes. Sein Zelt schlägt man hier inmitten beiger Sanddünen auf – ein Spot, der nur mit einem Vier-Meilen-Fußmarsch zu erreichen ist. Einsamkeit garantiert.

Suilven, Assynt

Wie ein gestürzter Pudding ragt der Berg Suilven aus der der sonst eher flachen ihn umgebenden Landschaft hinaus – mit gut 700 Metern viel kleiner als der Ben Nevis, keinesfalls aber weniger beeindruckend. Und dann stelle man sich vor, man öffnet am Morgen das Zelt und schaut – mit etwas Wetterglück – direkt auf seine sonnenbeschienenen Flanken. Eine Augenweide für Bergfreunde.

Oronsay Tidal Island, Isle of Skye

Steile Klippen und malerische Strände säumen Oronsay Tidal Island. Das Highlight für Entdecker: Eine große Höhle, die Zeit und Wasser in das Küstengestein gespült haben.

Glenfeshie, Cairngorms National Park

Mitten im Cairngorms National Park liegt Glenfeshie, ein renaturierter Ort, der vor Artenvielfalt strotzt. Weniger einsam, spannend aber allemal. Etwas für alle, die sich im Herzen des Landes weit weg fühlen wollen.

Vatersay, Outer Hebrides

Weniger grünes Highland- als vielmehr Südseeinselfeeling versprüht dieser einsame Wildcamping-Spot bei Vatersay im Westen der Outer Hebrides.

Bloodstone Hill, Isle of Rum

Bloodstone Hill ist ein malerischer Spot auf der Isle of Rum mit Blick auf den gleichnamigen Berg, der seinen Namen einem Mineral verdankt, das dort gefunden wurde.

Camas Ghaoideil, Moidart

Nur eine kleine Hütte säumt die Klippen bei Camas Ghaoideil. Wo früher eine Siedlung war, ist heute sonst nur ein Steinstrand, der zum Schwimmen, Lagerfeuer machen und Nächtigen einlädt.

Glen Nevis, Lochaber

Glen Nevis liegt in spektakulärer Kulisse am Fuße des Ben Nevis, des mit rund 1.350 Metern höchsten Berges Schottlands und Großbritanniens. Auch wenn der sich gern im Nebel versteckt: Das grüne Tal und die raue Szenerie sind und bleiben einer der malerischsten Wildcamping-Spots des Landes.

The Lost Valley, Glencoe

Die Gegend um das Lost Valley ist ein ebenso faszinierender wie düsterer Ort – fand doch hier, in Glencoe, im 17. Jahrhundert das gleichnamige Massaker statt, eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des schottischen Gastrechts. Gruseln muss man sich im Lost Valley selbst aber nicht – die malerische Kulisse blendet über die düstere Geschichte hinweg.

Glen Sannox, Isle of Arran

Wasserfälle, kleine Pools, grüne Hänge: Das Tal um Glen Sannox im Südwesten des Landes vereint alles auf engstem Raum, was Schottland zu bieten hat. Die Einsamkeit ist einem auch hier sicher – vom Parkplatz in Sannox sind es eineinhalb Stunden bis in das Tal.

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Vor allem in den entlegeneren Ecken Schottlands findet man beim Wandern alte Hütten und Bauernhäuser, die Campern als Unterschlupf dienen. Viele sind in eher romantisch-abenteuerlichem Zustand, die wenigsten mit mehr als einem Feuerplatz und Lagerstätten ausgestattet. Aber sie bieten ein Dach über dem Kopf – und ein echtes Schottlanderlebnis.

Um etwa 100 Bothies kümmert sich die „Mountain Bothies Association“, ein Verbund von Freiwilligen, der die Hütten mit Genehmigung der Besitzer für die Nutzung durch Wanderer in Schuss hält.

Foto: Wild Things Publishing Limited
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